Stressbewältigung durch Achtsamkeit

Eckhart Tolle formuliert sehr treffend: „Stress wird verursacht, wenn du Hier bist, aber Dort sein willst; wenn du in der Gegenwart bist, aber schon in der Zukunft sein willst.“

Eine Ursache von Stress ist, dass wir etwas was da ist, so auf diese Weise nicht haben wollen. Dies drückt auch folgendes Epiktet sehr treffend aus:

„Die Menschen werden nicht durch die Ereignisse selbst, sondern durch ihre Sicht der Ereignisse beunruhigt.“

Jon Kabat-Zinn, emeritierter Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester und einer der bedeutendsten Achtsamkeitslehrer des Westen seit den 1970er Jahren bezeichnet Achtsamkeit beim Umgang und der Bewältigung mit Stress als Fels in der Brandung, ein Ort der Ruhe und der Zuflucht in Zeiten des Aufruhrs: 

„In Zeiten großer Belastung kommt es vor, das bestimmte Gedanken und Gefühle immer wieder auftauchen, dass man eine quälende Situation wieder von neuem erlebt und sich hilflos im Kreis dreht. Wenn Sie in einem solchen Fall achtsam sein können, wenn Sie alles genau und so voreingenommen wie möglich betrachten, werden Sie schnell merken, dass auch die sich wiederholenden Gefühle und Gedanken wie Wellen sind, die im Geiste entstehen, sich aufbäumen und wieder in ihm versinken.
Keine Welle gleicht der anderen. Sowohl im Augenblick des Entstehens wie auch des Vergehens unterliegen sie der Veränderung.
Derselbe Vorgang lässt sich im Hinblick auf die Intensität von Emotionen beobachten. In einem Augenblick fühlt man sich wie gelähmt, im nächsten gerät man in Panik oder nackte Wut, dann versinkt man wieder in Dumpfheit und Erschöpfung. Wenn Sie ihre Gemütszustände einmal wirklich beobachten, können Sie gar nicht anders als die Unbeständigkeit dieser Erfahrung anzuerkennen. Sie springt einem geradezu ins Auge. Das wahrnehmende Bewusstsein (…) registriert alle auftretenden Gemütsbewegungen. Es lehnt sie weder ab, noch verdammt es sie, noch wünscht es, dass alles anders wäre. Es regt sich auch nicht mehr darüber auf und gerät aus der Ruhe. „

In dem wir durch die Praxis der Achtsamkeit lernen diese unbekannte Länder wie auf einer inneren Landkarte zu erkunden, diese Orte nicht zu meiden, sondern sie bewusst auf behutsame und sanfte Art zu betreten, ist wirkliche Entwicklung und positive Veränderung im Sinne von Bewältigung von Stress (Leid, Schmerz, Kummer, Überforderung, schwindelndes Empfinden von Machtlosigkeit – – ) überhaupt erst möglich. Wir lernen in der Praxis der Achtsamkeit „heilsam“ und „nährend“ der relativen Wirklichkeit und dem menschlichen Erleben zu begegnen.

„Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landstriche aufzusuchen,
sondern darin, mit neuen Augen zu schauen.“
Marcel Proust , französischer Schriftsteller und Sozialkritiker

„Wir können die Wellen nicht anhalten, aber wir können lernen zu surfen. „
Jon Kabat-Zinn